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Haare & Kopfhaut

Haare - keine reine Kopfsache

Mit ihnen sind wir reich gesegnet. Mehrere Millionen davon haben wir. Nur Hände, Lippen, Fußsohlen, Finger- und Fußnägel gehen quasi leer aus. Haare, Teil unseres größten Organs, der Haut. Das sie „nur“ als Anhängsel bezeichnet werden, wird ihnen nicht gerecht.

Biologen nennen unsere Haare „Hautanhangsgebilde“ (Adnexa). Dabei sind die Millionen von Haaren und Härchen weit mehr als ein kleines Anhängsel. Haare helfen dabei unsere Haut und unseren Körper zu schützen. Unser Kopfhaar z.B. sorgt dafür, dass die Kopfhaut vor Sonnenbrand geschützt wird. Auch unsere Körpertemperatur wird durch sie reguliert: Ist es kalt, wird Wärmeverlust verhindert und bei hohen und heißen Temperaturen sorgen sie für Abkühlung. Unsere Augenbrauen und Wimpern schützen das Auge vor Fremdpartikeln und Schweisstropfen und die Nasenhaare sind quasi unser Schutz gegen schlechte Luft, unser Katalysator, indem sie die Luft filtern, bevor sie in die Lunge gelangt. Alles Aufgaben, die die Natur in Jahrmillionen langer Evolution so vorgesehen hat. Auch, wenn die Dichte der Körperbehaarung im Laufe der Entwicklung stark zurückgegangen ist.

Aber auch für die Seele, unser Selbstbewusstsein und die persönliche Zufriedenheit sind die Haare von Bedeutung. Egal ob die passende Frisur, ein cooler Bart oder atemberaubende Wimpern: Haare schmücken uns und lassen uns gut aussehen. Immerhin auf gut 96% der Hautoberfläche können Haare wachsen. Nur Hände, Lippen, Fußsohlen, Finger- und Fußnägel sind vollkommen Haarfrei.

Wer sich mit dem Thema Haarpflege beschäftigt, ist über viele Bezeichnungen, Fachbegriffe und Erklärungen über Haare und deren Aufbau bestimmt schon einmal gestolpert. Haare sind im Prinzip lange Hornfäden, die aus der Haut herausragen. Sie bestehen bis zu 95 % aus dem Protein Keratin. Diese Beschaffenheit finden wir auch bei unseren Nägeln wieder. Ebenso im Tierreich, z.B. bei den Schnäbeln der Vögel oder dem Horn des Nashorns.

Der sichtbare Teil des Haares ist der Haarschaft. Dieses „tote“ Material ist für unser Aussehen maßgeblich mitverantwortlich. Aufgebaut ist der Haarschaft in 3 Schichten:

Cuticula

Sie ist die Aussenhülle unseres sichtbaren Haares. Eine Art Schuppenschicht, die für Erscheinung, Halt und Schutz sehr wichtig ist.

Cortex

Diese Faserschicht umgibt den Haarkern und zeichnet sich für einige wichtige Charaktereigenschaften des Haares aus. So werden durch die Faserschicht z.B. Haarfarbe, Dicke und Stärke des Haares, sowie Art und Anzahl der Locken bestimmt.

Medulla

Das Zentrum. Das Haarmark oder Haarkern ist vorwiegend bei dickeren Haaren zu finden.

Lebendig ist das Haar nur unter der Hautoberfläche. Das Haarfollikel ist eine Einstülpung der Oberhaut, das tief in die Haut rein ragt und das Haar in der Haut verankert. Es beherbergt verschiedene Bestandteile, die für das Haarwachstum und die Gesundheit wichtig sind.

Haarwurzel

Ist umhüllt von einer Zellschicht, die sie versorgt. Sie steckt unter der Hautoberfläche.

Haarzwiebel

In sie mündet die Haarwurzel. Hier befindet sich die Haarproduktion.

Haarpapille

Die Haarpapille befindet sich unter der Zwiebel, ist gut durchblutet und versorgt die Haarzwiebel mit wichtigen Nährstoffen. An der Grenze zwischen Papille und Zwiebel wird das Haar gebildet.

Haare sind übrigens nicht gleich Haare. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Haaren, die in unterschiedlichen Lebensphasen, bzw. Altersabschnitten vorkommen.

Terminalhaar

  • Das Haar bei Erwachsenen und somit die Bezeichnung der Kopf- und Barthaare, Wimpern, Augenbrauen und Schamhaare. Dazu gehört auch die männliche Körperbehaarung, etwa an Brust oder Bauch. Das Terminalhaar hat seine Farbe komplett entwickelt. Ausnahme sind bereits ergraute Haare.

Vellushaar

  • Dies ist die präpubertäre Vorstufe des Terminalhaares. Sie sind besonders gut zu erkennen als der feine Flaum auf der Haut von Babys und Kleinkindern. Der Übergang zwischen den Haartypen ist fließend. Das auch Wollhaar genannte Haar bleibt teilweise über die Pubertät hinaus bestehen, meist bei Frauen.

Lanugohaar

  • So wird die Behaarung in der embryonalen Lebensphase genannt und ist noch unpigmentiert und sehr dünn. Diese Haare fallen in der Regel bereits vor der Geburt wieder aus.

Die Beziehung mit unseren Haaren ist ein ständiges Kommen und Gehen. Während man durch den ganz natürlichen Haarausfall ca. 70 bis 100 Haare am Tag verliert, befinden sich etwa 85 - 90 % aller vorhandenen Haare eines Menschen in der Wachstumsphase. Der Zyklus beim Wachstum der Kopfhaare umfasst 3 Phasen:

Anagenphase

  • Die Wachstumsphase dauert zwischen 2 - 6 Jahren. Ein Kopfhaar schafft es jeden Monat etwa einen Zentimeter zu wachsen.

Katagenphase

  • Die Übergangsphase. Hier endet das Haarwachstum. Es findet keine Zellteilung mehr statt.

Telogenphase

  • Die Ruhephase. Sie dauert in etwa 3 Monate. Jetzt kann das Haar leicht ausfallen, z.B. beim Kämmen oder Waschen.

Im Durchschnitt befinden sich ca. 13 % der Kopfhaare in der Ruhephase, ca. 1 % in der Übergangsphase.

Es gibt viele weitere interessante Zahlen und Fakten über unseren haarigen Kopf- und Körperschmuck. In den kommenden Artikeln wollen wir ihnen das Haar näher bringen.

P.S. Wer das Haarwachstum, egal ob auf dem Kopf oder beim Bart im Gesicht durch regelmäßiges Schneiden und Rasieren beschleunigen möchte, kann dies gerne versuchen. Aber es bringt nichts. Das Wachstum lässt sich dadurch nicht beeinflussen.

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