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Haarpflege & Co.

Sich wohlfühlen auch in schweren Zeiten

Eine Krankheitsdiagnose zu bekommen ist schwer genug. Geht diese mit der Aussicht auf eine Chemotherapie einher, wird es umso schwieriger, zu verarbeiten und optimistisch in die Zukunft zu blicken. In vielen Fällen ist der Haarausfall eine der unangenehmen Nebenwirkungen. Für viele Betroffene die schwerste Nebenwirkung von allen.

„Können Sie mir sagen, ob ich meine Haare verlieren werde?“. Als gäbe es in diesem Moment nichts Wichtigeres. Kurz zuvor hat der Arzt seiner Patientin den Behandlungsplan der kommenden Wochen erklärt. Regelmäßige Chemotherapiesitzungen leider inklusive. Für Außenstehende scheint die Frage nach dem ausgehenden Haar vermutlich unverständlich. Auch der Sohn, der seiner Mutter bei diesem Gespräch unterstützend zur Seite steht, versteht die Thematik nur zögerlich. „Mensch Mama, es sind doch nur Haare“, will er sie gut gemeint ablenken. Dieses „nur“ wird dem Problem dabei nicht gerecht. Denn für Krebspatienten ist es aus vielerlei Hinsicht ein wichtiges Thema und gerade emotional sehr aufgeladen, weil die Veränderung des eigenen Aussehens eine große Belastung darstellt. 

Wir haben auf unseren Seiten zum Thema Haar-, Hautpflege und Sonnenschutz immer wieder betont, wie wichtig das eigene Selbstbewusstsein ist. Dieses Gefühl des „sich Wohlfühlens“ gibt einem Kraft und Selbstvertrauen. Nicht nur im Alltag, auch in den schwierigen Phasen des Lebens hilft dieses Gefühl und sorgt zumindest etwas für Optimismus und positive Gedanken. Haarausfall ist dabei kein guter Wegbegleiter und man muss seinen Weg finden, damit klarzukommen. Um es vorwegzunehmen: Heutzutage muss kein Patient und keine Patientin diesen Weg allein suchen oder allein gehen. Es gibt Hilfe und viele Angebote, aber dazu später etwas mehr. 

Sie wachsen nach

Ob es zum Haarausfall während der Chemotherapie kommt, hängt in erster Linie von der Art der Therapie ab. Nicht alle Arten der Chemo haben den Haarausfall zur Folge. Oft ist dies jedoch der Fall. Dafür verantwortlich sind die eingesetzten Medikamente. Diese sogenannten Zytostatika werden verabreicht, um die schnell wachsenden Krebszellen zu zerstören und ihre weitere Verbreitung zu verhindern. Leider können diese Medikamente nicht zwischen „Gut“ und „Böse“ unterscheiden. Da Haare, besser gesagt die Zellen in der Haarwurzel, ebenfalls zu den sich schnell teilenden Zellen gehören, wirken die Zytostatika auch hier. In der Folge fallen die Haare aus und wachsen, solange die Wirkstoffe im Körper sind auch nicht nach. 

In der Regel beginnt der Haarverlust ca. 1-4 Wochen nach Therapiebeginn. Die Stärke kann variieren. In vielen Fällen verlieren die Patienten und Patientinnen alle Kopfhaare und bekommen im Verlauf eine Glatze. Aber eine gute Nachricht soll die Betroffenen optimistisch stimmen: Nach Ende der Behandlung wachsen die Haare meist innerhalb von 3-6 Monaten wieder nach. Manchmal erscheinen die Haare anders als gewohnt. Sie können lockiger, flauschiger, heller oder dunkler sein. Aber auch dies wird sich wieder angleichen und nach einer Weile stimmen die „neuen“ Haare wieder mit dem „alten“ Haupthaar überein.

Weitere Informationen über das Thema finden Sie hier beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Beispiele Haarausfall durch Chemotherapie

Anagenes Effluvium
Haarausfall, der wenige Tage bis Wochen nach dem auslösenden Ereignis auftritt. Als Beispiel sei die Medikamenteneinnahme genannt und besonders auch die Strahlen- und Chemotherapie. Die Haarfollikel werden geschädigt und in der Folge fallen die Haare aus. Oftmals verliert der Betroffene oder die Betroffene das Haar vollständig. Allerdings kann sich das Wachstum wieder „erholen“ und das Haar wächst neu nach. Das kann aufgrund der Wachstumsphase jedoch länger dauern, bis die alte Haarpracht wieder sichtbar ist. 

Diffuser Haarausfall – diffuse Alopezie – Alopecia diffusa
Im Gegensatz zum fast schon strukturierten Rückgang der Haare bei der androgenetischen Alopezie fallen in der diffusen Variante die Haare ziemlich gleichmäßig aus. Diffuser Haarausfall kann mehrere Ursachen und Gründe haben. Medikamente, Hormone, Fieber und Schilddrüsenerkrankungen gehören dazu.

  

Reden, reden, reden – Es hilft 

Was kann man als Betroffener nun machen, um dem Haarausfall zu begegnen? Wie beschrieben ist die psychische Belastung für einen Großteil der Patienten und Patientinnen enorm hoch. Haare sind fürs eigene Wohlbefinden wichtig. Die Aussicht auf eine Glatze lässt viele verzweifeln. Bei Männern gehören Glatzen gefühlt dazu. Kaum ein Glatzenträger wird auf seinen Gesundheitszustand angesprochen. Bei Frauen sieht dies anders aus. Hier steht eine Glatze als Synonym für Krebs und Krankheit. Genau davor haben betroffene Frauen Angst. Sie wollen nicht, dass Andere ihnen ansehen, dass sie Krebs haben. Sie wollen sich in den allerwenigsten Fällen so offensiv mitteilen. Verständlich und Teil des Problems. 

Um sich bereits vor Therapiebeginn mit dem Verlust der Haare zu beschäftigen, suchen Sie sich Hilfe und reden über ihre Ängste, Sorgen und Bedenken. Neben den wichtigen Gesprächen mit Ärzten, dem Fachpersonal wie Pflegern und Krankenschwestern bieten viele Praxen und Krankenhäuser auch die Möglichkeit der Unterstützung durch Psychoonkologen:innen. Natürlich gehören auch Freunde und Familie in dieses nötige soziale Netzwerk, das helfen soll, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Aus dem „es sind doch nur Haare“ wird so ein „Du, nein wir, schaffen das zusammen“. Mut machen, Selbstvertrauen schenken. 

Vielen hilft es, sich bereits vor dem drohenden Haarausfall von seiner Haarpracht zu trennen. Selbstbestimmt, vorbereitet – sei es mit der neuen Kurzhaarfrisur oder bereits mit einer rasierten Glatze. Neben dem Vorteil, dass man sich selbst schon einmal an sein geändertes äußeres Erscheinungsbild gewöhnen kann, ist es weniger frustrierend, als wenn morgens nach dem Aufwachen büschelweise Haare auf dem Kopfkissen liegen. Der Seele und der Psyche wird es helfen.

Das Motto, um neue Lebensqualität aufzubauen und damit neuen Lebensmut zu gewinnen, heißt „Hilfe zur Selbsthilfe“: sich wohler fühlen durch gutes Aussehen.
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DKMS LIFE

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Mehr als 250.000 Männer erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs und auch sie leiden in der Regel sehr unter den Belastungen einer Krebstherapie. Daher bietet DKMS LIFE nun ein auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Seminarangebot.

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Selbsthilfegruppen und gemeinnützige Organisationen, die Hilfe anbieten

Aber auch wenn alle Haare weg sind, bedeutet dies heutzutage nicht mehr, dass man quasi nackt auf dem Kopf herumlaufen muss. Perücken, Hüte, Mützen und Kopftücher sorgen dafür, dass die Glatze versteckt werden kann, und man sich in der haarlosen Zeit trotzdem wohl und „normal“ fühlen kann. 

Gerade Perücken dienen als großer Rückhalt. Egal ob Kunsthaar- oder Echthaarperücken: Sie können Ihren Look selbst bestimmten. Oft orientieren sich die Patienten:innen am gewohnten Look. Sie wollen keine großartigen äußeren Veränderungen. Das Gewohnte gibt Kraft. 

Es gibt aber in der Tat auch eine ganz andere Herangehensweise. Die Auswahl eines gänzlich neuen Looks mit Perücke. Wie wir in unserem Artikel über Frisuren und deren Wirkung beschrieben haben, gibt es ganz unterschiedliche Gründe, mal seinen Look zu verändern. Der Wunsch nach einem Neuanfang. Veränderung als Chance. Warum nicht auch vor oder während einer Chemotherapie? Als Ablenkung in dieser schwierigen Zeit. Dazu braucht es Mut, aber ganz egal: Tun Sie, was Ihnen guttut. 

Nehmen Sie Hilfe an

Mittlerweile gibt es auch viele Selbsthilfegruppen und gemeinnützige Organisationen, die Hilfe anbieten, unterstützen und ein paar Tipps und Tricks an die Hand geben. In England gibt es z.B. neben der Organisation „Cancer Hair Care“ auch die Organisation „Look Good Feel Better“, die Frauen und auch Männern in der schwierigen Zeit der Krebsbehandlung zur Seite stehen. In Deutschland ist es die „DKMS LIFE gemeinnützige GmbH“, die das Patientenprogramm „Look Good Feel Better“ mit Leben füllt. 

Es kommt bei allem gar nicht darauf an, wie Andere Sie betrachten. Und ganz egal, ob es Tipps für Makeup, Kleidung oder zur passenden Wahl der Perücke sind: Suchen Sie sich die für Sie passende Hilfe aus und nehmen sie an. Sie müssen sich wohlfühlen, nur das zählt.

Bitte beachten Sie: Diese Informationen sind in keinster Weise mit einer medizinischen oder kosmetischen Beratung zu verwechseln. Für weiterführende Informationen und nötige Beratungen konsultieren Sie ihren Hausarzt, Dermatologen oder Apotheker.