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Haut & Hauttypen

Wenn Sonnenlicht schmerzt

Sonne sorgt für gute Laune. Bei den meisten Menschen stimmt diese Annahme. Es gibt aber Menschen, die unter der Sonne und ihrer Strahlung leiden müssen. Die Anwendung von Sonnencreme reicht diesen Betroffenen leider nicht aus.

In unserer Serie über das Zusammenspiel zwischen Mensch und Sonne beleuchten wir die Reaktionen, die Licht, besonders UV-Licht, im menschlichen Körper hervorruft. Das Thema IR-Strahlung machte dabei den Auftakt. Im Gegensatz zu den UV-Strahlen, nicht sichtbar und nicht direkt spürbar, macht sich die IR-Strahlung deutlich bemerkbar. Unser Körper nimmt nämlich ihre Energie auf und die Moleküle fangen förmlich an zu tanzen. Mit dem Ergebnis: Wärme. Hier geht es zum Artikel über IR-Strahlung.

Wenn es um die Reaktionen durch UV-Strahlung geht, dann spielen die Lichtdermatosen eine große Rolle, die in zahlreichen Varianten vorkommen können. Umgangssprachlich werden diese Beschwerden auch unter den Begriffen Sonnen- oder Lichtallergie zusammengefasst und umschrieben. Streng genommen sind es allerdings keine Allergien. Die Erkrankungen resultieren aber mehr oder weniger alle durch den direkten Einfluss von Licht und UV-Strahlung auf den Körper. Sind Licht und Strahlung für die gesundheitlichen Probleme verantwortlich, spricht man auch von den primären Lichtdermatosen. In diesen Fällen kommt es bei den sonnenexponierten Körperstellen zu Hautveränderungen.

Daneben gibt es die sekundären Lichtdermatosen. Zwar spielt Licht auch hier eine große Rolle, jedoch sind es andere internistische Gründe, die zu den Problemen führen. Licht und Strahlung fungieren in diesen Fällen als eine Art Auslöser und beeinflussen die Krankheit. Gendefekte, Stoffwechselerkrankungen oder Autoimmunreaktionen sind als Ursachen einer sekundären Lichtdermatose zu nennen. Ein schmerzhaftes und gefährliches Zusammenspiel. 

Wenn Sonne zum Feind wird 

Haben Sie schon einmal von Xeroderma pigmentosum (XP) oder von einer erythropoetischen Protoporphyrie (EPP) gehört oder gelesen? Beide Erkrankungen gehören zu den Erbkrankheiten und sind sehr selten. Wenn man etwas über sie liest, dann oft unter den leicht boulevardesken Bezeichnungen Mondscheinkrankeit (XP) und Schattenspringerkrankheit (EPP). Beide Krankheiten haben eine große Gemeinsamkeit, die für die jeweils Betroffenen tragisch ist: Sie bringen Dunkelheit ins Leben.

Der 29. Februar: Ein seltenes Datum

Wohl auch deshalb kommt es am letzten Tag im Februar immer zum „Tag der seltenen Krankheiten“. Meist erfährt man um dieses Datum herum auch etwas zu den beiden genannten Krankheiten. Betroffene brauchen diese Aufmerksamkeit. Nicht nur, damit weiter geforscht wird, sondern auch, damit andere Menschen sie besser verstehen.

Mehr Informationen bei Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) e.V.

Es mag schon etwas merkwürdig erscheinen, wenn man jemanden mitten im Sommer, die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel, begegnet, der von oben bis unten eingepackt ist als würden Minusgrade herrschen. Von Mütze über Gesichtsbedeckung und Handschuhen zu langen Hosen. Einzig die Sonnenbrille scheint „normal“. Ein Spleen mögen viele denken und vielleicht sogar die Nase rümpfen. Doch diejenigen, die sich so im Sommer zeigen, vielmehr zeigen müssen, machen es nicht freiwillig. Ihre Krankheit zwingt sie dazu. Spaziergänge sind nur in Spezialanzügen möglich. Und sogar in Innenräumen müssen Fenster mit UV-Schutzfolien beklebt werden. 

Ein Leben in Dunkelheit 

Xeroderma pigmentosum (XP) macht sich bereits in ganz jungen Jahren bemerkbar. Schon ab ca. 2 Jahren kann sich eine Lichtscheu einstellen. Kinder versuchen instinktiv ihre Augen vor den Sonnenstrahlen zu schützen. Diese starke Photosensivität kann ein erstes Anzeichen für XP sein. Pathologische Hautveränderungen folgen. Bräunliche Flecken im Gesicht und insgesamt trockene Haut sind zu beobachten. Je nach genetischer Variante kommt es oft schon vor dem 20. Lebensjahr zur Entstehung von Hautkrebs. Auch vorzeitige Hautalterung tritt verstärkt auf. 

Verantwortlich für die Entstehung dieser Krankheit ist ein defektes DNA-Reparatursystem. Besonders die sonnenexponierten Körperstellen sind krebsgefährdet. Gerade die UV-B Strahlung schädigt die Haut. 

XP ist nicht nur selten, sondern auch lange noch nicht ausgeforscht. Obwohl sie bereits 1870 durch den Wiener Dermatologen Moriz K. Kaposi erkannt wurde, ist Heilung noch keine in Sicht. Betroffene müssen UV-Licht meiden. Ihre lichtempfindliche Haut darf keine Strahlung abbekommen. Mondlicht schadet ihnen nicht, daher der umgangssprachliche Begriff der Mondscheinkinder.

Bei einer erythropoetischen Protoporphyrie (EPP) handelt sich ebenfalls um eine genetische Erkrankung. Im Gegensatz zu XP sind die gesundheitlichen Probleme nicht sichtbar, bei den Patienten allerdings umso stärker spürbar. EPP verursacht bereits nach wenigen Minuten Aufenthalt in der Sonne unerträgliche Schmerzen. Neben den natürlichen Strahlen der Sonne können auch künstliche Lichtquellen zu den Beschwerden führen. Besonders der Anteil am blauen Licht trägt Verantwortung. 

Wenn man sich die Erfahrungsberichte von EPP-Patienten anschaut, kann man sich nur ansatzweise vorstellen, was sie durchmachen müssen. Innerliche Verbrennungsschmerzen lassen sie das Licht meiden. Der Begriff der Schattenspringerkrankheit beschreibt die Problematik ganz gut. Berührungen werden unerträglich. Weder kühlen noch Schmerzmittel helfen. Sogar Morphine stoßen an die Grenzen ihrer Wirksamkeit. Das Unsichtbare der Krankheit lässt Patienten oft unglaubwürdig wirken, die Schwere der Krankheit wird dadurch oft verharmlost. 

Ein Bräunungshormon bringt etwas Leben zurück 

Im Gegensatz zu XP ist die Medizin im Fall der EPP aber einen Schritt weiter. Auch wenn er keine dauerhafte Lösung des Problems ist. Aber ein Schritt, der das Leben etwas erträglicher macht und Betroffene zumindest zeitweise am Leben draußen teilnehmen lässt. Im Jahr 2014 kam ein Medikament auf den Markt und wurde zugelassen, wodurch sich Patienten wesentlich länger ohne Beschwerden im Freien aufhalten können. Möglich wird dies durch den Wirkstoff Afamelanotid, der als künstliches Bräunungshormon fungiert und so den Schutz der Haut für einen gewissen Zeitraum gewährleistet. Das Medikament erlaubt für einige Zeit ein fast ganz normales Leben.

Die Haut, unser größtes Organ

Sie hat viele Funktionen, bildet eine Schutzschicht gegen Umwelteinflüsse und wir und andere Personen sehen sie – das macht ihr Aussehen und ihre Gesundheit so wichtig. Sie besteht aus mehreren Schichten, die ihrerseits wieder untergliedert sind.

Mehr Informationen

Allerdings ist es wichtig zu erwähnen, dass die Bräunung durch Afamelanotid nicht zu verwechseln ist, mit dem Gebrauch von Selbstbräunern. Diese färben lediglich die Haut und haben keinerlei Schutzwirkung vor UV-Strahlung. Afamelanotid dagegen ist eine synthetische Form eines Körperhormons, dass Hautzellen im Körper veranlasst, Eumelanin zu bilden. Dadurch wird die Toleranz gegenüber Sonnenlicht erhöht. 

Für die meisten Menschen gestaltet sich Sonnenschutz zum Glück nicht so schwierig wie für die Patienten mit XP und EPP. Ein Leben mit Licht ist nicht nur einfacher, sondern auch um ein Vielfaches angenehmer. Nehmen Sie den Sonnenschutz trotzdem ernst und denken Sie an Ihre Gesundheit.