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Sonnenlicht

Brauchen Astronauten Sonnencreme?

Zugegeben: Die Zielgruppe ist überschaubar. Und trotzdem stellt sich die Frage, ob Astronauten und Weltraumtouristen bei Antritt ihrer Missionen auch das Thema Sonnencreme auf ihrer Checkliste haben, bzw. haben müssen. Wir begeben uns mal in die Stratosphäre und darüber hinaus.

Vermutlich ist es jedem schon einmal passiert: Große Vorfreude auf den Urlaub, Koffer sind gepackt, Spielzeug für die Kinder verstaut und kaum im Hotel angekommen, fehlt auch schon die Sonnencreme. Doch kein Problem, selbst in den abgelegensten Regionen der Welt kann man sich Nachschub beschaffen. Selbst Trekker, die im Himalaya auf dem Weg zum Everest sind, können noch auf über 5000 Meter Höhe Sonnenschutzmittel in einer der nepalesischen Lodges kaufen. Als Astronaut oder Weltraumtourist dagegen sollten Sie besser nichts vergessen. Schon gar nichts, was Sie schützt. 

Aber um es vorwegzunehmen: Sonnencreme muss nicht eingepackt werden. Zwar müssen sich die Astronauten sogar stärker vor der UV-Strahlung schützen als Menschen auf der Erde, doch die handelsübliche Sonnencreme, die wir kennen und nutzen, würde schlicht nicht ausreichen. Denn wenn wir hier unten bei uns über Sonnenschutz bzw. UV-Schutz sprechen, dann ist als erstes das erdeigene Schutzschild, die Ozonschicht gemeint.

Dieser natürliche Filter hindert besonders die kurzwellige Strahlung unter 290 nm, vornehmlich UVC und den kurzwelligen Teil der UVB-Strahlung, am Eintritt in unseren Lebensbereich. Die verbleibende Strahlung findet in unserer Haut und in den Augen ihre Empfangsorgane. Die UVB-Strahlung, die hier noch ankommt, macht etwa 5% der gesamten UV-Strahlung aus. 

Die anderen 95% werden dem längerwelligen UVA-Bereich zugeordnet. Menge und Stärke der solaren Strahlung, die letztlich den Weg zu uns Menschen findet, variiert und ist von einigen Faktoren und äußeren Einflüssen abhängig. Zu nennen sind hier besonders: Ozonkonzentration, Grad der Bewölkung am Himmel, Tages- und Jahreszeit, geografische Breite und Höhe über dem Meeresspiegel. 

Der höchste jemals gemessene Wert nach den Richtlinien des UV-Index: 43,3. So lautete das Messergebnis am 29. Dezember 2003. Erreicht wurde dieser Wahnsinnswert in den Anden. Ein Aufenthalt im Freien ist bei solch astronomischen Werten absolut zu vermeiden. Kommen wir aber zurück zu den Astronauten. Ihr Aufenthalt im Weltraum, dieser beginnt in etwa 100 Kilometern oberhalb unserer Erde, ist nicht durch die Ozonschicht geschützt und aus vielerlei Gründen extrem gefährlich. In dieser quasi lebensfeindlichen Umgebung müssen die Männer und Frauen im All auf verschiedenste Weisen vor den Gefahren geschützt werden. 

Neben der ultravioletten Strahlung der Sonne ist es vor allem die Weltraumstrahlung, von der ein großes Risiko für die Gesundheit der Astronauten ausgeht. Diese Art Strahlung besteht aus energetischen Partikeln, die große Schäden anrichten können. Sie können in den menschlichen Körper eindringen und dadurch z.B. Krebs verursachen, zu Herzproblemen und grauem Star führen. Weltraumstrahlung kann auch das Gewebe des Nervensystems zerstören und Zell-DNA beschädigen.

Für uns Erdlinge sorgt übrigens das Magnetfeld der Erdatmosphäre dafür, dass diese extraterrestrische Strahlung keine Gefahr darstellt. Allerdings schaffen es solche Sonnenstürme, die eine Quelle der Weltraumstrahlung darstellen, die Arbeit von Satelliten oder gar dem Stromnetz und der Kommunikation zu stören. Auf der anderen Seite sorgen sie aber auch für die wunderschönen Farbspiele der Aurora, der Polarlichter. 

Mars und Mond verfügen im Gegensatz zur Erde nicht über ein so ausgeprägtes Magnetfeld und sind so diesen Strahlen verstärkt ausgesetzt. Dies führt u.a. dazu, dass der Mond eine Art Sonnenbrand bekommt. Kaum zu glauben, oder? Die NASA hat dazu ein Video auf ihrer Seite veröffentlicht. Zu finden hier.

Es gilt aber nicht nur die Menschen zu schützen. Auch die im Weltraum eingesetzten Teleskope brauchen Sonnenschutz. So bekam z.B. das James Webb Weltraumteleskop ein Schutzsegel, dass in seiner Wirkung einem Lichtschutzfaktor von 1 Million entspricht. Etwas mehr als die 50+ auf Erden. 

Aber wie sind denn Astronauten nun geschützt?

Okay, Sonnencreme ist es nicht. In den Space-Shuttles und den Raumstationen sorgen spezielle Fenster dafür, das die starken und schädlichen ultravioletten Strahlen (UVA – UVB – UVC) komplett blockiert werden. 

Für den Fall eines Außeneinsatzes steigen die Astronauten in ihren Space-Suit, ihren Weltraumanzug. Neben dem UV-Schutz, sorgt dieser spezielle High-Tech Anzug dafür, dass die ultraschnell umherfliegenden Mikropartikel abgewehrt werden können. Wichtig ist der Anzug auch für den Druckausgleich. Im All herrscht Vakuum, der Anzug sorgt für Sauerstoff und den nötigen Druck. 

Hinzu kommen die extremen Temperaturunterschiede. Bei direkter Sonneneinstrahlung können Materialien bis weit über 100 Grad Celsius erhitzt werden, während Bereiche im Schatten gut und gerne auf unter – 150 Grad Celsius abkühlen können. Der Raumanzug reguliert die Temperatur und dient so als Lebensversicherung. Da solche Raumgänge mehrere Stunden dauern, dient der Space-Suit auch als WC für die Notdurft zwischendurch. 

Sollte es durch Materialfehler  oder -schäden übrigens doch zu einem Sonnenbrand kommen, dies soll 1963 bei einem Mitglied der Gemini 9 Besatzung vorgekommen sein, so wird das schmerzerfüllte „Aua“ von keinem Außerirdischen wahrgenommen. Durch das Vakuum im All werden keine Schallwellen übertragen. 

Wenn Sie zu denen gehören, die in den kommenden Jahren mal ins All wollen: Bei dieser Reise dürfen Sie die Sonnencreme vergessen. Aber dafür muss der Raumanzug passen.