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Sonnenschutz

Mythos Nachcremen

Nachcremen ist wichtig für Ihren Sonnenschutz. Fakt. Nachcremen hält den Sonnenschutz aufrecht. Fakt. Dadurch unbegrenzt lange in der Sonne bleiben zu können ist jedoch ein Mythos und falsch. 

Ehrlich, es ist gar nicht so einfach über die Themen Aufenthaltsdauer in der Sonne und Nachcremen zu schreiben. Mit Blick auf die Aufenthaltsdauer in der Sonne gibt es da nämlich die praktische und die theoretische Sichtweise. Anders: Es gibt die „auf Nummer sicher“-Variante und die „Maximal möglich“-Variante. Bei beiden Sichtweisen spielen aber Variablen eine Rolle. Nicht einfach, oder? 

Aber wir möchten die Themen rund um die geliebte Sonne und den so wichtigen Sonnenschutz anschaulich und vor allem für jeden verständlich angehen. Deshalb: Das Thema Nachcremen ist wichtig und notwendig. Ganz einfach. 

Generell gilt beim Sonnenschutz: Viel hilft viel. Es ist sinnvoll, sich regelmäßig einzucremen und es ist wichtig beim Auftragen nicht zu geizig zu sein. Lieber zu viel Sonnencreme als zu wenig. Die meisten Menschen tragen nämlich zu wenig Sonnenschutzmittel auf die Haut auf. Wenn man ein Sonnenschutzmittel mit SPF 50 verwendet, dann aber nur die Hälfte der notwendigen Menge aufträgt, ist man nicht wie gedacht geschützt. Dadurch ist der tatsächliche Sonnenschutzfaktor in der Regel geringer als der Wert, der auf der Verpackung steht. Und denken Sie an alle ungeschützten Körperstellen. 

Wissen Sie, was ein Golfball mit Sonnenschutz zu tun hat? Nein? Dann schauen Sie sich den kurzen Clip unserer Expertin Myriam an.

Unterschied zwischen Theorie und Praxis 

Seit 1975 teilt man die verschiedenen Hauttypen in eine Skala ein, die bis heute noch verwendet wird. Wer seinen Hauttyp kennt, kann die notwendigen Schutzmaßnahmen besser planen. Ein kleines Rechenbeispiel was nur der Theorie entspricht: Sie gehören zum Hauttyp 2, bekommen nach ca. 10 min erste Zeichen einer Hautrötung und verwenden einen Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 20. Macht 10 Minuten x 20 LSF = 200 Minuten Aufenthalt in der Sonne. Bitte bedenken Sie, dass dieser Wert Laborbedingungen entspricht. Das Spektrum im Labor variiert zum natürlichen Sonnenspektrum. Der SPF gemessen im Labor ist höher als der SPF draußen in der wirklichen Sonne. 

Dieser 200 Minuten Wert ist deshalb diese „Maximal möglich“-Variante, die rein theoretisch zu betrachten ist. Denn, hier kommen wir auf die eben angesprochenen Variablen, die die Zeitspanne schnell verkürzen können: 

  • Es wird zu wenig Sonnenschutz verwendet.
  • Der Körper wird ungleichmäßig eingecremt.
  • Mechanisches Abtragen, z.B. durch Kleidung oder abtrocknen mit einem Handtuch.
  • Schwimmen + Schwitzen
  • Der SPF wird im Labor gemessen. Das Licht Spektrum variiert zu dem natürlichen Sonnen Spektrum.

Auch die Psychologie spielt eine Rolle. Wird ein sehr hoher Sonnenschutz verwendet, entsteht schnell der Glaube, man könne nahezu unbegrenzt die Sonne genießen oder auch bei der Verwendung der Sonnencreme etwas nachlässig werden. Ein Irrglaube.

Reizen Sie den errechneten Zeitraum daher nicht aus. Besser Sie sonnen sich davon nicht mehr als 50 Prozent. Dann haben Sie die Variante „Nummer sicher“. Auf jeden Fall sollten Sie innerhalb dieser errechneten Zeitspanne alle 60 – 120 Minuten nachcremen. Dadurch können Sie den Schutzfilm auf der Haut gleichmäßig und so den Schutz aufrechterhalten. 

Nun kommt ein Missverständnis ins Spiel, das bei vielen Verbrauchern und Verbraucherinnen vorherrscht. Schutz aufrechterhalten ist bitte nicht mit Schutz erneuern zu verwechseln. Cremen Sie nach bedeutet dies nicht, dass Sie ihr Zeitkonto wieder auf Null setzen und Sie die komplette Dauer erneut zur Verfügung haben. Das klingt komisch und ohne genauere Betrachtung vielleicht sogar unlogisch.

Um diesen Punkt zu veranschaulichen: Die Anwendung von Sonnenschutzmitteln bedeutet nicht, dass Ihre Haut zu 100% vor UV-Strahlung geschützt ist. Mit einem SPF 30 z.B. gelangen ca. 3.3% UV-Licht auf und unter die Haut verursachen dort ihre Schäden. Verbunden damit: Chemische Reaktionen und biologische Prozesse, die für unser Leben elementare Bedeutung haben, aber auch Gefahren in sich bergen. 

Haut erinnert sich Jahre später 

Während dem Aufenthalt in der Sonne sammelt der Körper UV-Strahlen an und füllt dadurch sein sogenanntes UV-Konto. Die Menge der „eingefangenen“ Strahlung und ihrer Wirkung auf Haut und Augen sammeln sich den Tag über gesehen an. Ist das Konto voll kommt es zu ersten sichtbaren Zeichen einer Hautveränderung und die erste sichtbare Änderung, der Sonnenbrand folgt. Auch die Bräunung der Haut ist bereits Ausdruck der erfolgten Schädigung und somit ein falsches und gefährliches Schönheitsideal.

Der Lichtschutz- oder Sonnenschutzfaktor 

Beschreibt den Schutz der Haut vor dem Sonnenbrand, fachspezifisch Erythem genannt. Diese Rötung der Haut, das erste sichtbare Zeichen einer Hautschädigung, wird im UV-Licht-Wellenbereich 290-400 nm verursacht.

LSF- Einteilungen 

LSF 6-10 – niedriger Schutz
LSF 15-20 – mittlerer Schutz
LSF 30-50 – hoher Schutz
LSF 50+ - sehr hoher Schutz

Aber schon bevor es zum Sonnenbrand kommt, wird die Haut bereits in Mitleidenschaft gezogen. Die Schädigung ist vielleicht nicht sofort sichtbar, setzt aber Prozesse in Gang, die später unweigerlich zu Schäden führen. Unsere Haut sammelt all diese Schäden und „erinnert“ sich. Jahre später können Effekte wie Hautalterung und Hautkrebs dann ganz akut werden. 

Wenn Haut über den Tag betrachtet einmal zu viel UV-Strahlung ausgesetzt war, dann kann dies auch durch noch so viel Sonnencreme nicht rückgängig gemacht werden. Es gilt: Raus aus der Sonne und regenerieren. Ist dies nicht möglich, sollte trotzdem weiter Sonnencreme mit hohem LSF aufgetragen werden, um noch stärkere Schädigung zu vermeiden. 

Verlängern ist relativ 

Betrachten wir aber nochmal die Notwendigkeit des Nachcremens. Wir haben unsere Eigenschutzzeit und einen Lichtschutzfaktor, z.B. 15. Daraus ergibts sich unsere maximale Aufenthaltszeit in der Sonne. Nach der Hälfte dieser Zeit ist bereits ein Teil der UV-Strahlung in die Haut eingedrungen. Die Menge ist jedoch noch nicht ausreichend, um einen Sonnenbrand zu verursachen. Trotzdem ist es jetzt nicht mehr möglich, dass wir durch Nachcremen den Schutz verdoppeln können. Aber: Nachcremen ist schon alleine deshalb wichtig, weil Sonnencreme z.B. durch schwitzen oder Wasser verloren geht. 

Gehen wir theoretisch an die Sache, und es gäbe die Variablen nicht, dann würde ein Nachcremen mit dem gleichen SPF 15 bedeuten, dass Sie nach der Hälfte der Zeit einen verdoppelten Sonnenschutz von 30 haben. Somit würden Sie ihre Sonnenbrandschwelle, Ihre Aufenthaltsgrenze in der Sonne rein rechnerisch auch später erreichen.

Aber: Nachcremen verlängert vielleicht rein theoretisch die Aufenthaltsdauer, aber sie wird in keinem Fall verdoppelt oder gar beliebig verlängert. Und in der Praxis wird man auf keinen Fall einen genauen Zeitpunkt festlegen können. Wir leben ja nicht unter Laborbedingungen. Denken Sie an die Variablen.

Deshalb gilt auch unser Rat: Immer die Variante „Nummer sicher“ wählen. Ihre Haut und Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken. Ganz sicher. Einfach, oder?

Die Bedeutung der verschiedenen UV-Index Werte und die von der WHO empfohlenen Schutzmaßnahmen: 

1 + 2: Keine Schutzmaßnahmen erforderlich. Sie können und dürfen den Aufenthalt draußen unbeschwert genießen. 

3 bis 7: Sonnenschutz erforderlich. Beugen Sie Gesundheitsschäden vor, indem Sie Kleidung, Hut und Sonnenbrille tragen. Verwenden Sie Sonnencreme mit ausreichend SPF. Meiden Sie in der Mittagszeit die Sonne. Bleiben Sie drinnen oder suchen sich ein schattiges Plätzchen. 

8 und mehr: Schutz ist ein absolutes MUSS. Kleidung, Hut und Sonnenbrille sollten den ganzen Tag ihr Begleiter sein. Vermeiden Sie in der Mittagszeit den Aufenthalt in der Sonne. Wenn Sie draußen sind, halten Sie sich im Schatten auf.